21.09.2018

Ist morgen schon alles anders?

„Die Angst, dass menschliche Arbeit maschinell ersetzt werden könnte, ist kein Phänomen der Arbeitswelt 4.0, sondern ein wiederkehrendes Motiv in der Wirtschaftsgeschichte.“ So lautete ein Fazit von Wissenschaftlern der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), die im vergangenen Jahr mit der Studie „Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0“ eine umfangreiche Untersuchung über die Arbeitswelt von morgen vorlegten.

Dass diese nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die politischen Parteien als diejenigen, die die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einer digitalisierten Welt mitgestalten, beschäftigt, liegt dabei auf der Hand. „Gerade die SPD als traditionelle Arbeiterpartei muss hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir wollen uns jedoch von der klassischen ‚Arbeiterpartei‘ zur ‚Partei der Arbeit aller‘ weiterentwickeln“, erklärt Ulrike Sasse-Feile, Vorsitzende des SPD Ortsvereins Friedberg, ihren Ansatz.

Zum Einstieg in die komplexen Themen „Digitalisierung“ und „Arbeitswelt 4.0“ luden die Friedberger Sozialdemokraten ins „New Work Kompetenzzentrum“ zur Firma fly-tech IT ein, die in einem hochmodernen Umfeld vorlebt, wie ein moderner Arbeitsplatz heute und in Zukunft funktioniert. „Neben einer guten Infrastruktur und Erreichbarkeit ist es für uns wichtig, dass es den Mitarbeitern gut geht. Heute wird nicht nur vom Büro aus, sondern auch von zuhause oder unterwegs gearbeitet. Im Gegenzug bieten auch wir unseren Mitarbeitern die notwendige Flexibilität passend zur jeweiligen Lebensphase“, erläutert Tobias Wirth, Geschäftsführer der fly-tech IT GmbH & Co. KG, die Philosophie seiner Firma. „Gleiche technische Ausstattung für alle Mitarbeiter, um künstliche Hierarchien zu vermeiden, und ein Vorschuss an Vertrauen“ sind für Wirth, der sein Unternehmen bereits im Alter von 17 Jahren gründete, Voraussetzungen um „dauerhaft gemeinsam erfolgreich“ zu sein. „Jeder muss am digitalen Arbeiten und Leben beteiligt werden“, lautet ein weiteres Erfolgsgeheimnis der fly-tech IT. „Als Digitaldienstleister möchten wir unsere Idee der Arbeit 4.0 weitergeben“, so Wirth.

An seinen Vorredner anknüpfend betonte auch Torsten Falke, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft „Bergbau, Chemie, Energie“, wie wichtig es ist, beim Thema Digitalisierung „alle mit ins Boot“ zu holen. Als Arbeitnehmervertreter beleuchtete er die arbeitspolitischen Herausforderungen des Digitalzeitalters. In einer Modernisierung der Sozialversicherungssysteme, der Weiter- und Neuentwicklung von Berufsbildern oder schlicht der „Vereinbarung von Spielregeln“, sieht Falke dabei die zentralen Handlungsfelder einer zukunftsorientierten Politik. Hierzu gehören außerdem eine Reform der betrieblichen Mitbestimmung, ein neugedachtes Steuerkonzept zur Finanzierung des Sozialstaates und auch die Definition humaner Grenzen der Digitalisierung beispielsweise bei der Patientenbetreuung im Gesundheitswesen.

Bei aller Skepsis und teilweise auch Angst, die angesichts der rasanten heutigen und zukünftigen Entwicklungen in der Arbeitswelt oft aufkommen, ruft Prof. Dr. Doris Aschenbrenner, Inhaberin einer Professur für Robotik an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden und netzpolitische Sprecherin der BayernSPD, zur Besonnenheit auf. „Natürlich wird Arbeit beschleunigt, flexibler und globaler. Sie wird deswegen aber nicht unbedingt weniger“, so Aschenbrenner, die schätzt, dass durch die Digitalisierung mindestens genauso viele Arbeitsplätze entstehen wie zuvor verschwinden. „Die Dinge, die Computer besser können, werden Computer machen. Hinsichtlich Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie, Intuition, echter Intelligenz und Kommunikation werden Menschen den Maschinen jedoch überlegen bleiben. Menschen werden also auch in einer digitalisierten Welt gebraucht.“

Nicht schlechter oder besser, nur „anders“ wird die Arbeitswelt von morgen sein, da sind sich die drei Experten einig. „Es ist die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die Veränderungen wie gewünscht verlaufen. Die industrielle Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brauchte die Sozialdemokratie als Korrektiv, um nicht zum Nachteil der Menschen zu verlaufen“, so das Fazit von Doris Aschenbrenner. „Die SPD muss auch diesmal die politische Kraft sein, die alles in die richtigen Bahnen lenkt und die Digitalisierung der Gesellschaft zu einer humanen und solidarischen Erfolgsgeschichte macht.“