10. Januar 2018
Friedberg zur Zeit des Nationalsozialismus
Zum Start ins politische Jahr 2018 lud der SPD Ortsverein zu einem Stadtrundgang der besonderen Art. Rund 50 interessierte Gäste aus Stadt und Umland waren gekommen, um sich gemeinsam mit den Sozialdemokraten auf eine Zeitreise in das Friedberg des Nationalsozialismus zu begeben.
Am Marienbrunnen begrüßte die Ortsvereinsvorsitzende Ulrike Sasse-Feile die Teilnehmer und stellte mit Tamara Greber, Ingrid Becke, Bernd Bante sowie Daniel und Dominik Lichtenstern die Referenten des Rundgangs vor.
Erste Station der historischen Spurensuche war dann auch der Marienplatz, der seiner Umbenennung in „Adolf-Hitler-Platz“ durch das zuvorkommende Kriegsende noch einmal entging. Vom Rathaus, welches die Nationalsozialisten mittels „Führerbüste“, einem lebensgroßen Porträt von Hitler und Anbringung ihrer Parteifarben schwarz-weiß-rot zum repräsentativen Zentrum ihres Regimes in Friedberg ausbauten ging es über die Ludwigstraße, die damals den Namen „Straße der SA“ trug, zum Kriegerdenkmal. Hier wurde ab 1934 der Heldengedenktag begangen, den die Nazis für einen verstärkten Gefallenenkult und öffentliche Aufmärsche nutzten.
Entlang der Bahnhofstraße, die ab November 1942 in Würdigung des verbündeten italienischen Faschistenführers „Mussolini-Straße“ genannt wurde, wurden weitere Stationen, wie der Bauernbräukeller und die heutige Polizeiinspektion, die damals als „Gerichts- und Untersuchungsgefängnis“ für politische Gefangene diente, angesteuert. Über das Mezgergut, an dessen Stelle heute die Max-Kreitmayr-Halle (Stadthalle) steht, den Stadtgarten und die Stadtpfarrkirche ging es dann in die Archivgalerie.
Hier eröffnete Ulrike Sasse-Feile bei Kuchen und Punsch mit Neujahrsglückwünschen den zweiten Teil der Veranstaltung. Bürgermeister Roland Eichmann, der ein Grußwort sprach, mahnte die Besucher zu Wachsamkeit und einem aktiven Eintreten für eine offene und tolerante Gesellschaft. Nachdem Stadtpfarrer Steffen Brühl mit dem Bestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der Menschenwürde die unverhandelbaren roten Linien als Grenzen der Meinungsfreiheit dargelegt hatte, wurde der Dokumentarfilm „Die mutigen Frauen von Friedberg“ der Stadt Friedberg vorgeführt. Geschildert werden darin die bewegenden Erlebnisse von Anna Wolferseder, die als junge Frau das Kriegsende in Friedberg erlebte und aus einem Zufall heraus mutig und entschlossen mit Soldaten der heranrückenden US-Armee verhandelte, um eine Zerstörung der Stadt zu verhindern.